Dass Wissenschaft – also logisches und analoges Denken – und Spiritualität zu Urvertrauen führen, habe ich ja bereits ausgeführt. Nur – warum ist Urvertrauen wichtig?
Urvertrauen ist für mich nicht das, für was es in der Psychologie verkauft wird: eine innere Sicherheit, die sich aus einer förderlichen Kindheit ergibt. Dieses Missverständnis gründet darauf, als wir unseren menschlichen Ursprung bei der Geburt, günstigstenfalls bei der Zeugung vermuten. Wäre das so, würde die Silbe ›Ur‹ vor dem Vertrauen stimmen. Wie man immer wieder erkennen kann, sind es so unscheinbare Fehler, die sich durch Wiederholung fest in unser Weltbild eingegraben haben. Dort fühlen sie sich deshalb so unbeobachtet wohl, weil wir aus lauter Informationsfülle gar nicht mehr die Zeit finden, Begriffe zu hinterfragen. ›Ur‹ bedeutet für uns einfach den Anfang von etwas. So ist unser Universum aus dem Urknall heraus entstanden, bei den meisten Menschen endet der Blick auf die eigene Line spätestens bei den Urgroßeltern und zum ältesten Gestein sagen wir Urgestein.
Doch wie sieht es beim Vertrauen aus? Bei ihm geht es um etwas, das offenkundig nichts Materielles ist. Vertrauen ist etwas, das wir wahrnehmen und das uns Sicherheit gibt. Es ist also etwas, das genauso jenseits unserer physischen Umgebung zugehörig ist wie all das, was wir sonst nicht einordnen können, sei es Geist, Seele, das Jenseits an sich – eben alles, was nicht mess- und sichtbar ist. Wenn jemand eine gute Wahrnehmung hat, wird er nicht getäuscht werden können, denn er spürt, wann er vertrauen kann und wann nicht. Bei einem Verkäufer, einer Erklärung oder einem Flugzeug ist ganz klar, worauf wir vertrauen. Und beim Urvertrauen? Hier hört man lediglich, man hätte es, wenn man in der Kindheit ausreichend Sicherheit erfahren hat. Nur – wem vertraut man dann? Natürlich, man vertraut sich selbst. Aber stimmt das …? Ist man selbst so mächtig, alle Gefahren abwenden zu können, sich also in Sicherheit zu wiegen? Ich denke, dieser Trugschluss treibt viele Menschen, vor allem die mit ausreichenden finanziellen und damit politischen Mitteln, dazu, sich in solche Arten von Machbarkeitswahn zu steigern, man könne durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine ewig leben. Wie erbärmlich menschlich sind doch solche Ziele.
Das wirkliche Urvertrauen ist nichts anderes als die Sicherheit, sich in einer Schöpfung zu befinden, in der man sich geliebt und behütet weiß von einem Schöpfer, der die Macht zu allem hat – also auch einen zu beschützen. Um aber zu diesem Vertrauen, also dem echten Urvertrauen zu gelangen, muss man die Schöpfung verstehen. Sie können das mit einem Arbeitsplatz vergleichen. Erst wenn Sie Ihr dienstgebendes Unternehmen durchschauen, den Sinn erfassen und die Verknüpfungen intern und nach außen hin kennen, werden Sie sich sicher fühlen. Stellen Sie sich nur einmal vor, wie es wäre, allmorgendlich in eine Firma zu kommen, von der es nur einen Eingang gibt, der über eine Treppe unter die Erde in ein Areal führt, von dem Sie lediglich die drei Gänge und zwei Aufzüge kennen, die Sie täglich benutzen und sonst nichts. Ihre Arbeit bestünde aus dem Hantieren mit Zahlen und Codes, zu denen Sie keinerlei Bezug haben und nicht wissen, was sie bedeuten. Wie sicher und wohl würden Sie sich fühlen?
Wir leben in einer Welt, in der uns zwar an allen Ecken Sicherheit verkauft, aber nirgends tatsächlich gegeben wird. Im Gegenteil ist Unsicherheit nicht nur eine wirkungsvolle Grundlage vieler Geschäfte, sondern auch hervorragend zur Manipulation geeignet. Niemand ist in der aktuellen Zeit ein unerwünschterer Bürger und Konsument als ein Mensch, der sich sicher fühlt. Demnach ist es auch nachvollziehbar, dass die Lebensqualität von innerer Sicherheit nicht im Interesse von Regierungen und Wirtschaftsunternehmen liegt. Trotzdem dürfte sie das Ziel jedes ein wenig selbstständig zu denken fähigen Menschen sein.
Um dieser unerwünschten Sicherheit nicht auf die Spur zu kommen, wird der Weg der Rückverfolgung an der Grenze zu unserem Leben hier auf der Erde, der Geburt, verwischt. Es wird ganz einfach behauptet, dort wäre der Ursprung des Urvertrauens. Und wie üblich macht sich kaum jemand die Mühe, dieses Postulat zu überprüfen. Und, leider auch wie üblich, ist es falsch.
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